Das Freilichtspiel "Elmar" ...

Anfang des vergangenen Jahrhunderts, genaugenommen 1922/1923, wurde in Niederöfflingen das Theaterstück “Elmar” aufgeführt.
Die Naturbühne befand sich in einem herrlichen Buchenwald unweit des Bahnhofes Laufeld, direkt neben der heutigen Raststätte Eifel Ost an der A1/48.
Die Spieler gehörten alle der Gemeinde Niederöfflingen an. Sie wussten den zum Schauspiel umgestalteten Inhalt von Webers “Dreizehnlinden” geschickt, naturwahr und mit geschichtlicher Treue wiederzugeben.

Im Jahrbuch 1989 vom Kreis Bernkastel-Wittlich ist ein Bericht von Kathrin Simon zu finden –
“Niederöfflinger Bauern spielen Theater” – den wir nachfolgend hier auf unserer Homepage veröffentlichen:

Es war im Jahre 1924. Die Zeiten waren schlecht. Große Not herrschte in der Eifel. Die Inflation hatte die Ersparnisse der Leute entwertet. Arbeitsplätze waren kaum zu finden. Die Bauern bestellten ihre kargen Äcker und waren froh, wenn sie das zum Leben Notwendigste ernten konnten. Zum Verkauf blieb selten etwas. So hatte niemand mehr bares Geld. Wovon das Saatgetreide kaufen, womit neue Pflanzkartoffeln bezahlen oder gar teure Düngemittel? Der Junge Dorflehrer, Hans Schiffels, sann darüber nach, wie der Bevölkerung zu helfen sei.

Er hatte schon immer gern mit seinen Schulkindern Theater gespielt und zu Festtagen die Eltern damit erfreut. Wenn man nun Theater “in großem Stil” aufführen und zum Zuschauen auch die Leute der Nachbarorte als zahlende Gäste einladen würde?

Er besprach seinen Plan mit dem Gemeinderat, und nach vielem Hin und Her war die Theateraufführung beschlossene Sache. Der Lehrer wählte den “Elmar” (aus “Dreizehnlinden” von F.W. Weber) aus, den man als Freilichtspiel aufführen wollte. Er wußte die ganze Dorfbevölkerung für seine Idee zu begeistern. Da gab es nun unendlich viel Arbeit: die Texte, Chöre und Tänze mußten mit den einfachen Leuten einstudiert, der Festplatz hergerichtet werden. Bei der Einstudierung half dem Lehrer tatkräftig seine junge Frau.

Als Festspielplatz wählte man eine Waldlichtung nördlich des Ortes. Sie wurde erweitert, gesäubert und geebnet. Und dann mußten die Kulissen nach den Anweisungen des Pädagogen errichtet werden. Die Sitzbänke für das Publikum wurden gezimmert und umgaben bald im Halbrund den Festplatz. Ein großer Stand zum Verkauf von Getränken und anderen Erfrischungen und Stärkungen für die Gäste wurde aufgebaut.

Die Frauen und großen Mädchen des Dorfes hatten inzwischen mit der Lehrersfrau eifrig an den Kostümen für die zahlreichen Mitwirkenden geschneidert. Nur die Kostüme für die Hauptdarsteller, die Helme, Schilde und Waffen wurden bei einem Kostümverleih besorgt.
Das ganze Dorf war in jeder freien Minute für sein Theater tätig. Fast aus jedem Haus wirkte wenigstens einer, oft auch ganze Familien, als Darsteller mit.

Als der Sommer kam, war alles bereit zur ersten Aufführung. Man hatte die Reklametrommel kräftig gerührt, und so war gleich die erste Vorstellung ausverkauft. Der Lehrer war ein guter Regisseur, der seine Akteure richtig zu führen wußte. Und so gefiel das Theaterspiel den Zuschauern so gut, daß von nun an bis in den Herbst hinein jeden Sonntag das Spiel – immer gut besucht – stattfand. Der Wettergott hatte auch ein Einsehen mit der armen Dorfbevölkerung und spielte mit, indem er für einen strahlenden Sommer sorgt. Der Zustrom zu dem Freilichttheater war bald so groß, daß die Reichsbahn an der Strecke Wittlich-Daun, in der Nähe des Festplatzes, eine Haltestelle einrichtete und an den Sonntagen einen Sonderzug hierher einsetzte. (Autos waren ja damals noch eine Rarität.)

Erst als das Wetter ungemütlich wurde, stellte man das Spielen an. Und – es hatte sich gelohnt! Nach Abzug aller Kosten blieb soviel Geld in der Kasse übrig, daß man davon das Saatgut und die Düngemittel für das ganze Dorf kaufen konnte.

Leider wurde man durch das geglückte Unternehmen bei der Schulverwaltung auf den jungen Lehrer aufmerksam, und bereits zum nächsten Schuljahr bekam er seine Versetzung in die Kreisstadt. Dadurch blieb das Theaterspielen für Niederöfflingen eine einmalige Sache.

Heute noch leuchten die Augen der älteren Öfflinger, und sie werden gesprächig, wenn man die Rede auf den “Elmar” bringt, bei dem sie in jungen Jahren mitgewirkt haben.

Der Erfolg der Niederöfflinger ermutigte auch die Bewohner anderer Dörfer, sich ans Theater-
spielen zu wagen. So führte z.B. der Lehrer von Oberkail mit der Bevölkerung des Ortes das Heimatspiel “Graf Philipp Diedrich von Kayl” auf der Freilichtbühne der Fehdeburg auf.

 

Drei der historischen Aufnahmen zur Aufführung des Freilichtspieles “Elmar” hat Bürgermeister
Hermann Clemens zur Verfügung gestellt.

Eine 4. Aufnahme des Freilichtspieles “Elmar” wurde uns von Herrn Herbert Enck aus Hannover über Herrn Peter Daus in Wittlich zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle recht herzlichen Dank. Wir sind weiterhin bemüht, mehr über das Freilichttheater zu erfahren und hier an dieser Stelle zu veröffentlichen.